Von Brig gibt es zwei Möglichkeiten ins italienische Domodossola zu gelangen. Entweder mit dem Zug untendurch oder aber man Reist mit dem PostAuto über den 2`006 Meter höhen Simplonpass. Auch wenn der Alpenübergang der wohl best ausgebaute der Schweiz ist, lohnt sich diese sehenswerte Reise auf jeden Fall. Beschauliche Dörfer und eine abwechslungsreiche Landschaft warten auf die Fahrgäste...
12.361, Brig-Simplon-Domodossola
Beginn dieser Berglinie ist der Bahnhof von Brig. Die Ortschaft hat mit der Eröffnung des Lötschberg-Basis-Tunnels und der Einweihung des Bahnhofs Visp als neuer Knoten- und Umsteigepunkt an Bedeutung verloren. Jedoch bildet der Bahnhofsplatz nach wie vor der Ausgangspunkt von diversen PostAuto-Linien. So auch der Linie 361. Der Fahrplan sieht ganzjährig drei Kurspaare vor, die bis ins Italienische Domodossola führen. Daneben werden noch einige Kurse nur bis Gondo geführt,
um auch die Ortschaften auf der anderen Seite des Passes einigermassen regelmässig an den ÖV anzubinden. Bevor es auf der gut ausgebauten Simplonstrasse nach oben geht, führt die Reise zuerst noch durch den Vorort Ried-Brig. Die eigenständige Gemeinde, die bis 1994 offiziell Ried bei Brig hiess, hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Bauerndorf zur Wohngemeinde entwickelt. Nach dem Rufigraben lässt man dann die Gemeinde hinter sich und fährt in die Simplonpassstrasse ein. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein Saumpfad über den Pass von Kaspar Stockalper gebaut.
Der Pass erhielt jedoch seine überregionale Bedeutung erst nachdem Napoleon von 1801 bis 1805 eine befestigte Passstrasse bauen liess. Damit konnte er den Übergang auch mit seiner Artellerie befahren. Von den Strapazen von damals merkt man heute nicht mehr viel, dementsprechend rasant braust das PostAuto die Strasse hinauf und gewinnt schnell an Höhe. So ergibt sich unterwegs einen herrlichen Blick hinunter auf den Ausgangspunkt Brig. Der Alpenübergang hat heute Autobahn ähnliche Dimensionen erlangt. Denn bei der Planung des Nationalstrassennetzes Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Passstrasse als A9 ins Netz aufgenommen.
Und dementsprechend in den 70er und 80er Jahren massiv um- und ausgebaut. Mit zahlreichen Brücken und Galerien wurde die Route wintersicher gemacht. Dabei zerstörte man leider den Grossteil der historischen Napoleonstrasse. Jedoch wurden auch neue, zum Teil eindrückliche Bauwerke erbaut, wie die Gantnerbrücke, welche in kürze überquert wird. Die Brücke befindet sich auf 1`400 Meter über Meer. Das Gebilde ist 678 Meter lang und als Spannbetonbrücke überqueret sie das Gantnertal in 150 Meter Höhe. Sieben Pfeiler tragen die 10 Meter breiten Brückenträger, die eine Spannweite von bis zu 174 Meter aufweisen.
Auf der Brücke ergibt sich ein beeindruckender Blick hinunter auf den rund 150 Meter darunter fliessenden Gantnerbach. Weiter kann man etwas oberhalb vom Flüsschen eine kleine Strasse erkennen, dies ist die alte Passstrasse. Gleich danach macht die Strasse eine Kehre um den kleinen Weiler Berisal. Dieser besteht aus drei Wohnhäusern und der Gantnerkapelle St. Antonius. Weiter führt die Reise an der rechten Flanke des Wasenhorn entlang bis zum Hotel Gantnerwald. Nun wird die Strasse praktisch bis zur Passhöhe von mehreren Galerien vor Lawinen und Steinschlägen geschützt.
Diese trüben leider die Aussicht auf die herrliche Bergwelt ein wenig, machen den Pass jedoch das ganze Jahr über sicher befahrbar. Kurze Zeit später erreicht das PostAuto den höchsten Punkt der Reise, den 2`006 Meter hohen Simplonpass. Die Passhöhe wird mit mehreren Haltestellen bedient. Der erste Halt befindet sich beim Aussichtspunkt Bellevue. Über den Simplonblick erreicht das PostAuto dann das älteste Gebäude auf der Passhöhe, das Simplon Hospiz. Auf den Befehl von Napoleon wurde 1801 mit dem Bau des Hotels begonnen und konnte 1803 eröffnet werden.
Auch über 200 Jahre später ist das Hotel noch das ganze Jahr über geöffnet. Vis a vis ist das Wahrzeichen des Passes nun gut zu erkennen, der Simplonadler. Der im zweiten Weltkrieg gebaute steinerne Adler erinnert an die „Wacht am Simplon“ durch die Schweizer Grenzbrigade (1939-1945). So schaut der Adler bis heute in den Walliser Alpen zum Rechten. Der Abschluss der Passhöhe macht dann das Hotel Restaurant Monte-Leone, wo sich die vierte und somit letzte Haltestelle befindet. Nun lässt das Fahrzeug der Post das Höhenplateau jedoch hinter sich und nimm die Talfahrt in Angriff.
Bis zum Endpunkt der Reise in Domodossola müssen mehr als 1`700 Höhemeter überwunden werden. Die Fahrt führt gleich zubeginn am alten Hospiz mit dem markanten Stockalperturm vorbei. Über das Engeloch sucht sich die Strasse an der linken Bergflanke vom Hübschhorn den Weg nach Süden. Der nächste Höhepunkt der Reise ist das verträumte Simplon Dorf. Hier verlässt das PostAuto die Passtrasse um durch den schmucken Dorfkern zu fahren. Typisch für die kleine Ortschaft sind insbesondere die Steinplattendächer. Das Gemeindegebiet weist eine beträchtliche Grösse von 9`000 Hektaren auf.
In Simplon Dorf wohnen heute gut 300 Einwohner und es ist zudem ein beliebter Ausgangspunkt zu weitläufigen Wanderungen und Hochgebirgstouren. Der Dorfkern besteht aus der Post, mehreren Beizen und der Bäckerei Arnold, die wohl das beste Roggenbrot im ganzen Wallis bäckt. Auch sonst ist Arnold im Dorf sehr verbreitet, rund die Hälfte aller Einwohner trägt diesen Nachnamen. Nach der Dorfrundfahrt biegt das Fahrzeug wieder zurück auf die Passstrasse ein. Auf der gut ausgebauten Route geht es dementsprechend rasant immer weiter hinunter in Richtung Italien.
Nun verengt sich das Tal und am Fenster zieht eine wildromantische Landschaft vorbei. Was für den Gotthard die Schöllenenschlucht, ist für den Simplon die Gondoschlucht. Dieses schier unüberwindbare Hindernis mit blanken senkrechten Felswänden soll schon von den Baumeistern Stockalpers überwunden worden sein. Jedoch konnte die Schlucht erst durch Napoleons Tunnelsprengung 1805 befahrbar gemacht werden. So suchen sich heute noch die Fahrstrasse und der Fluss Dorveria gemeinsam ihren Weg nach Gondo.
Kurze Zeit später kommt die italienische Grenze in Griffnähe. Das letzte Dorf auf eidgenössischem Boden ist Gondo. Hier herrschte um die Jahrhundertwende ein regelrechter Goldrausch. Einige Jahre später war es als Schmugglerdorf berühmt berüchtigt. Nationale Bekanntheit erhielt es am 14. Oktober 2000. Nach anhaltenden Unwettern riss eine Schlammlawine rund ein Drittel des Dorfes weg. 13 Menschen verloren bei dieser Katastrophe ihr Leben. Heute lassen nur noch die Neubauten an das Ausmass erinnern, was hier einst passierte. Neben dem Schweizer Zoll befindet sich hier auch die Abzweigung in das romantische Zwischenbergental.
Nach dem Grenzübergang merkt man relativ schnell, dass man nun in Italien unterwegs ist. Die Strasse wird dementsprechend holpriger und schmäler. So fährt das PostAuto weiter talwärts nach Iselle. Hier kommen die Züge aus dem Simplontunnel wieder ans Tageslicht. Unter der Woche ist der Parkplatz vor dem Bahnhof komplett mit italienischen Autos überstellt, welche am Morgen mit dem Zug zur Arbeit in das Wallis pendeln. Ohne viel Zeit zu verlieren geht es jedoch weiter, den Domodossola kommt langsam näher. Nach Rosso wird aus der holprigen Passtrasse plötzlich eine vierspurige Autobahn.
Die Linie über den Simplon wird übrigens durch die Regie Brig betrieben. Zum Einsatz kommen hauptsächlich komfortable Hochflur-PostAutos des Typs IVECO Crossway. Auf der Schnellstrasse gehen die letzten 20 Kilometer rasant vorbei. Von weitem ist das Ziel der Reise Domodossola, oder wie die Walliser kurz und knapp sagen; Domo, zu erkennen. Vor dem Stadtrand verlässt Fahrzeug die Schnellstrasse und biegt auf eine schmale Nebenstrasse ein, die ein wenig später in die Hauptstrasse mündet. Nun geht die Fahrt an unzähligen Pizzerias vorbei. Spätestens jetzt bekommt man die Italianita mächtig zu spüren.
Die Reise der Linie 361 endet dann schliesslich mitten im Zentrum von Domo, beim Bahnhof. Hier heisst es alles aussteigen, denn für den Chauffeur gibt's hier rund zwei Stunden Pause, wofür er das Fahrzeug ausserhalb der Stadt parkiert. Domodossola lädt nun zum Verweilen ein. Eine richtige Pizza sowie ein feines Gelati gehört da natürlich dazu. Von Domo kann man dann entweder wieder mit dem PostAuto zurück über den Pass nach Brig Reisen oder man nimmt die rasante Variante mit dem Schnellzug, der die Passagiere in knapp 30 Minuten wieder zurück auf die andere Seite des Simplon bringt.
620, Domodossola-S.Maria-Intragna-Locarno
Last Update: 14.11.2024
Zuletzt gereist: 29.03.2023